Digitale Gesundheitsakte für 13,5 Millionen Versicherte

18.9.2018 – Die elektronische Gesundheitsakte Vivy können jetzt 13,5 Millionen privat und gesetzlich Versicherte nutzen. 38 Prozent der Patienten wären laut einer Forsa-Umfrage bereit, das neue Tool und seine Funktionen auch anzuwenden. Besonders wichtig sind ihnen die Dokumentation von Medikamenten sowie der Zugriff auf ärztliche Befunde.

Das Gemeinschaftsprojekt von gesetzlichen und privaten Krankenversicherern geht jetzt an den Start: die elektronische Gesundheitsakte (eGA) „Vivy“ (VersicherungsJournal 13.6.2018). Damit können rund 13,5 Millionen Versicherte ihre persönlichen Gesundheitsdaten in der App Vivy verwalten, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Krankenversicherer vom Montag.

14 gesetzliche Krankenversicherer und zwei private Gesellschaften stellen ihren Versicherten die App kostenlos zur Verfügung. Dazu gehören die Allianz Private Krankenversicherungs-AG und die Barmenia Krankenversicherung a.G., aufseiten der gesetzlichen Krankenversicherer die DAK-Gesundheit sowie die IKK Classic, IKK Nord und IKK Südwest.

Außerdem bieten die Betriebskrankenkassen der nachfolgend aufgeführten Träger ihren Versicherten die App an: Bertelsmann, Diakonie, Dürkopp Adler, Gildemeister, Heimat, HMR (Herford, Minden, Ravensberg), Melitta Plus, MH-Plus, Pronova und die Stadt Augsburg.

Mehrheit kennt die elektronische Gesundheitsakte

Den Nutzen von Vivy für die Patienten soll laut den angebundenen Gesellschaften eine aktuelle Umfrage der Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH verdeutlichen. Für die Umfrage wurden 1.009 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Bürger ab 18 Jahren in Deutschland befragt. Die von der DAK-Gesundheit in Auftrag gegebene Umfrage führten die Meinungsforscher im Zeitraum vom 23. bis 28. August 2018 durch.

Zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) geben an, dass sie schon einmal von dem Vorhaben der Einführung einer elektronischen Gesundheitsakte gehört oder gelesen haben. Einem Drittel (35 Prozent) war dies bislang nicht bekannt.

Danach gefragt, ob sie die Möglichkeit nutzen würden, ihre persönlichen Gesundheitsdaten, Befunde und Dokumente ihres Arztes in einer App zu speichern, geben 38 Prozent der Befragten an, dass sie das „auf jeden Fall“ nutzen würden. 36 Prozent würden diese Möglichkeit „vielleicht“ nutzen. Ein Viertel der Befragten (25 Prozent) würde dieses Tool eher nicht nutzen.

Wichtigste Funktion: Transparenz von Medikamenten

Nach den Auswertungen von Forsa nehmen 56 Prozent der Deutschen regelmäßig Medikamente. Von den Befragten geben 52 Prozent an, dass sie bei der Einnahme eines neuen Medikaments über die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten Bescheid wissen. 45 Prozent der Teilnehmer wissen darüber nicht Bescheid.

Die App Vivy soll solche Wechselwirkungen der verschiedenen Medikamente anzeigen. 92 Prozent der Befragten stufen diese Funktion als „wichtig“ oder sogar „sehr wichtig“ ein. Zusätzlich soll das Tool Patienten an Impftermine und Vorsorgeuntersuchungen erinnern.

Des Weiteren können Nutzer Gesundheitsdaten wie Befunde, Laborwerte und Röntgenbilder in ihrer App speichern und mit den behandelnden Ärzten teilen. Durch diese Transparenz der Daten sollen Mehrfachuntersuchungen und somit unnötige Kosten vermieden werden.

Wichtigste Funktionen

Die wichtigsten Funktionen einer elektronischen Gesundheitsakte für die Patienten sind laut Forsa-Umfrage demnach:

  • die Dokumentation der Medikamente mit Wechselwirkungen (92 Prozent),
  • der Zugriff auf ärztliche Befunde (91 Prozent),
  • Hinweise auf Vorsorgeuntersuchungen (89 Prozent),
  • Erinnerungen an Arzttermine (82 Prozent),
  • der Zugriff auf Patientenquittungen (66 Prozent).

Ab Anfang 2019 soll Vivy zudem die Schnittstelle „KV-Connect-Mobile“ für den verschlüsselten Datenaustausch mit Ärzten in Praxen, Krankenhäusern und Laboren nutzen. KV-Connect ist der Kommunikationsdienst der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), der in allen Praxisverwaltungs-Systemen, vielen Krankenhaus-Verwaltungssystemen und Laborinformations-Systemen zur Verfügung steht.

2019 werden Arztpraxen angebunden

Ebenfalls ab Anfang 2019 soll der Praxissoftwareanbieter Medatixx eine Schnittstelle zu Vivy in seine Software für Ärzte integrieren. 22.300 Praxen könnten dann zukünftig direkt aus ihrer Software heraus Gesundheitsdaten verschlüsselt an ihre Patienten mit der Vivy-Akte senden, erklären die angeschlossenen Gesellschaften.

Nach einer aktuellen Umfrage stehen Ärzte und Apotheker der Umsetzung des E-Health-Gesetzes, auf dem die elektronische Gesundheitsakte basiert, nach wie vor skeptisch gegenüber (VersicherungsJournal 30.8.2018).